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Johann Wolfgang von Goethe
Gedichte . 1825



Verschiedene Empfindungen an einem Platze

Das Mädchen.

Ich hab' ihn gesehen!
Wie ist mir geschehen?
O himmlischer Blick!
Er kommt mir entgegen,
Ich weiche verlegen,
Ich schwanke zurück.
Ich irre, ich träume!
Ihr Felsen, ihr Bäume,
Verbergt meine Freude!
Verberget mein Glück!


Der Jüngling.

Hier muß ich sie finden!
Ich sah sie verschwinden,
Ihr folgte mein Blick!
Sie kam mir entgegen,
Dann trat sie verlegen
Und schamroth zurück.
Ist's Hoffnung? sind's Träume?
Ihr Felsen, ihr Bäume,
Entdeckt mir die Liebste,
Entdeckt mir mein Glück!


Der Schmachtende.

Hier klag' ich, verborgen,
Dem thauenden Morgen
Mein einsam Geschick.
Verkannt von der Menge,
Wie zieh' ich ins Enge
Mich stille zurück!
O! zärtliche Seele,
O! schweige, verhehle
Die ewigen Leiden,
Verhehle dein Glück!


Der Jäger.

Es lohnet mich heute
Mit doppelter Beute
Ein gutes Geschick.
Der redliche Diener
Bringt Hasen und Hühner
Beladen zurück.
Hier find' ich gefangen
Auch Vögel noch hangen.
Es lebe der Jäger!
Es lebe sein Glück!


  Johann Wolfgang von Goethe . 1749 - 1832






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Verschiedene Empfindungen an einem Platze, Johann Wolfgang von Goethe