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Johann Wolfgang von Goethe
Gedichte
. 1825
Weltseele
Vertheilet Euch, nach allen Regionen,
Von diesem heil'gen Schmaus!
Begeistert reißt Euch durch die nächsten Zonen
Ins All und füllt es aus.
Schon schwebet Ihr, in ungemeßnen Fernen,
Den sel'gen Göttertraum,
Und leuchtet neu, gesellig, unter Sternen
Im lichtbesäten Raum.
Dann treibt Ihr Euch, gewaltige Kometen,
Ins Weit' und Weitr' hinan.
Das Labyrinth der Sonnen und Planeten
Durchschneidet Eure Bahn.
Ihr greifet rasch nach ungeformten Erden,
Und wirket, schöpfrisch jung,
Daß sie belebt und stets belebter werden,
Im abgemeßnen Schwung.
Und kreisend führt Ihr in bewegten Lüften
Den wandelbaren Flor,
Und schreibt dem Stein, in allen seinen Grüften,
Die festen Formen vor.
Nun alles sich, mit göttlichem Erkühnen,
Zu übertreffen strebt;
Das Wasser will, das unfruchtbare, grünen,
Und jedes Stäubchen lebt.
Und so verdrängt, mit liebevollen Streiten,
Der feuchten Qualme Nacht;
Nun glühen schon des Paradieses Weiten,
In überbunter Pracht.
Wie regt sich bald, ein holdes Licht zu schauen,
Gestaltenreiche Schaar,
Und Ihr erstaunt, auf den beglückten Auen,
Nun als das erste Paar.
Und bald verlischt ein unbegränztes Streben,
Im sel'gen Wechselblick.
Und so empfangt, mit Dank, das schönste Leben
Vom All ins All zurück.
Johann
Wolfgang von Goethe . 1749 - 1832
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