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Johann Wolfgang von Goethe
Gedichte . 1825



Zum neuen Jahre

Zwischen dem Alten,
Zwischen dem Neuen,
Hier uns zu freuen
Schenkt uns das Glück.

Und das Vergangne
Heißt, mit Vertrauen,
Vorwärts zu schauen,
Schauen zurück.

Stunden der Plage,
Leider, sie scheiden
Treue von Leiden,
Liebe von Lust;
Bessere Tage
Sammlen uns wieder,
Heitere Lieder
Stärken die Brust.

Leiden und Freuden,
Jener verschwundnen,
Sind die Verbundnen
Fröhlich gedenk.
O! des Geschickes
Seltsamer Wendung!
Alte Verbindung,
Neues Geschenk!

Dankt es dem regen
Wogenden Glücke,
Dankt dem Geschicke
Männiglich Gut.
Freut euch des Wechsels
Heiterer Triebe,
Offener Liebe,
Heimlicher Gluth.

Andere schauen
Deckende Falten,
Ueber dem Alten,
Traurig und scheu;
Aber uns leuchtet
Freundliche Treue.
Sehet das Neue
Findet uns neu.

So wie im Tanze
Bald sich verschwindet,
Wieder sich findet
Liebendes Paar;
So, durch des Lebens
Wirrende Beugung,
Führe die Neigung
Uns in das Jahr.
Wechsellied zum Tanze.


  Johann Wolfgang von Goethe . 1749 - 1832






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