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Franz Grillparzer
Gedichte . 1872



Allgegenwart

Wo ich bin, fern und nah,
Stehen zwei Augen da,
Dunkelhell,
Blitzesschnell,
Schimmernd wie Felsenquell,
Schattenumkränzt.

Wer in die Sonne sieht,
Weiß es, wie mir geschieht;
Schließt er das Auge sein,
Schwarz und klein,
Sieht er zwei Pünktelein,
Ueberall vor sich.

So auch mir immerdar
Zeigt sich dieß Augenpaar,
Wachend in Busch und Feld,
Nachts, wenn mich Schlaf befällt;
Nichts in der ganzen Welt
Hüllt mir es ein.

Gerne beschrieb' ich sie,
Doch ihr verstündet's nie,
Tag und Nacht,
Ernst, der lacht,
Wassers- und Feuersmacht
Sind hier in Eins gebracht,
Lächeln mich an.

Abends, wenn's dämmert noch,
Steig' ich vier Treppen hoch,
Poche ans Thor,
Streckt sich ein Hälslein vor;
Wangen rund,
Purpurmund,
Nächtig Haar,
Stirne klar,
Drunter mein Augenpaar!


  Franz Grillparzer . 1791 - 1872






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