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Franz Grillparzer
Gedichte . 1872



Der deutsche Dichter

Ein deutscher Dichter ist übel dran,
Und doch auch wieder gut,
Was plagt sich nicht der arme Mann,
Er weiß kaum, wie sich's ruht.

Heut ist man objektiv gesinnt,
Er ist denn objektiv;
Doch morgen ahnt die Welt und minnt,
Da seufzt er brunnentief.

Heut leugnet man den Gott im All,
Er leugnet, was er kann;
Horch! Naht dort nicht ein Beter-Schwall?
Er schließt sich singend an.

Heut treibt man spanisch, morgen wälsch,
Nun griechisch, dann Sanskrit,
Bis auf sein längst gelerntes Deutsch
Lernt er die Sprachen mit.

Nun wird man radikal. Drauf hin!
Ein ça ira zur Hand!
Die deutschen Frauen ehren ihn,
Wie einst den sel'gen Sand.

Doch kommt ein hoher Namenstag,
Fühlt alle Welt sich weich,
Er eilet, was er eilen mag,
Und schreibt ein Carmen gleich.

Und treibt er sich nicht rastlos um,
Wär's gar die höchste Noth,
Fänd erst ein Uebergang ihn stumm,
Er gälte gleich für todt.

Soweit nun hat's der Dichter schlecht,
Doch gut auch in soweit,
Weil, wenn das was dem Pöbel recht,
Er gern das wie verzeiht.


  Franz Grillparzer . 1791 - 1872






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