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Franz Grillparzer
Gedichte . 1872



Die Muse beklagt sich

Was kommt ihr mit Spießen und Stangen,
Mich zu fangen?
Dem Himmel sei es geklagt,
Bin doch nur eine arme Magd;

Wollt mit Schlingen und Netzen
Mich rings umsetzen?
Ich aber, schlanker als ein Aal,
Entschlüpf' euch allzumal.

Etwa mein Schwesterlein,
Prosa heißt sie gemein,
Trägt oft mein Gewand,
Die fängt man mit der Hand.

Ich selber auf Klippen und Höh'n,
Lieb' es allein zu gehn,
Wer nicht klettert und springt,
Selbst nicht mein Anschau'n erringt.

Und ein Kameel nicht so schwer
Geht durch ein Nadelöhr,
Als, mit Citaten bepackt,
Einer die Muse erjagt.

Erst waren's die Philosophen,
Fuhren hervor hinter'm Ofen,
Munter mit cur und mit quare
Mich zu lehren das Wahre.

Drauf die Dichter, die halben,
Prosa beduftet mit Salben,
Ludwig Tieck und Genoß
All der Novellen-Troß!

Endlich gar die Historiker
Läppisch wie kein Voriger:
Friedrich Raumer der Schalk,
Paßt in jeden Balg.

Wär' doch der letzte: Gervinus, -
Hält sein historisches Minus
Für ein poetisches Plus, -
            O asinus!


  Franz Grillparzer . 1791 - 1872






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