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Franz Grillparzer
Gedichte . 1872



Ständchen

Musik von Franz Schubert.
(1824.)


Zögernd, stille,
In des Dunkels nächt'ger Hülle
Sind wir hier;
Und den Finger sanft gekrümmt,
Leise, leise,
Pochen wir
An des Liebchens Kammerthür.
    Doch nun steigend,
Hebend, schwellend,
Mit vereinter Stimme Laut
Rufen aus wir hochvertraut:
    Schlaf' du nicht,
Wenn der Neigung Stimme spricht!
Sucht' ein Weiser nah' und ferne
Menschen einst mit der Laterne,
Wie viel selt'ner dann als Gold,
Menschen uns geneigt und hold?
D'rum, wenn Freundschaft, Liebe spricht,
Freundin, Liebchen, schlaf' du nicht! -
    Aber was in allen Reichen
Wär' dem Schlummer zu vergleichen?
Was du hast und weißt und bist,
Zahlt nicht, was der Schlaf vergißt.
D'rum statt Worten und statt Gaben,
Sollst du nun auch Ruhe haben;
Noch ein Grüßchen, noch ein Wort,
Es verstummt die frohe Weise,
Leise, leise,
Schleichen wir uns wieder fort.


  Franz Grillparzer . 1791 - 1872






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