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Karl von Holtei
Gedichte
. 4. Auflage 1856
An Pius Alexander Wolff
Nach Darstellung des "standhaften
Prinzen."
(1824.)
Fremd in Sinn und Sitt' und Form,
Tritt in uns'res Lebens Ruhe
Calderon der Spanier.
Was er dichtet, scheint uns Wunder;
Bis zum Fanatismus steigt er
Höchst phantastisch - und zur Stunde
Weiß ich nicht, ob wildes Grau'n,
Ob mich Rührung halt' umschlungen?
Aber, wie nun mögen tadeln
Oder preisen laute Zungen
Der Tragödie ernsten Gang -
Ein's ist klar: daß zum Triumphe,
Mehr als jenem Märtyrer,
Dir die fremde Dichtung wurde;
Denn Du stiegst vor unsern Augen
Mild und würdig auf die Stufe
Allerhöchster Meisterschaft:
Hast der Rede dunkle Blumen
Und der Handlung blumig Dunkel
Hell gemacht, entfaltet, klar,
Und verklärt, daß treue Kunde
Durch Dein himmlisch reines Bildniß
Von des Dichters Absicht wurde.
Dir gebührt, was von der Kön'ge
Hoheit rühmte Deine Zunge;
Dir gebührt's, als Künstlerkönig
Und als Herrscher auf der Bühne:
Wie der Demant schneidest Du
Tiefen Schmerz in unsern Busen;
Wie die Blätter der Granate
Säuseln Deiner Rede Blumen;
Wie des Adlers Fittich rauschet
Dir das Wort des freien Muthes;
Wie Delphin auf feuchten Bahnen,
Schwimmt mit königlicher Würde
Deine Klage auf der Thränen
Meer - und starrem Heidenthume
Trotzest Du, ein starker Löwe.
Also reich au jeder Tugend:
Löwe, Delphin, Adler, Demant
Und Granate - hast bekundet
Du den König deutscher Mimen.
Hör' in diesem schwachen Gruße
Dank und Freude der Verehrer,
Die Dich preisen, Dich, den Unsern.
Karl
von Holtei . 1798 - 1880
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