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Karl von Holtei
Gedichte . 4. Auflage 1856



Die literarische Mittwochgesellschaft

in Berlin

an Jean Paul
vom 21. März 1825.


Wir haben uns verbunden, vierzig Männer,
Die Unterschriften werden Dir sie nennen,
Um wöchentlich einmal im trauten Kreise
Das Neu'ste strebender Literatur
Uns mitzutheilen, freundlich zu besprechen.
Und weil der Mittwoch uns zusammenführte,
So nennen wir Mittwoch-Gesellschaft uns,
Und werden diesen Namen streng bewahren,
Obgleich von Ostern ab der Dinstag uns
Zu der Versammlung ruft. So viel von uns.

Doch nun zu Dir, Du Unerschöpflicher,
Dem wir, Sein Jahresfest zu schmücken, nah'n;
Zu Dir, Gefeierter! - Nicht ohne Sinn
Fällt Dein Geburtstag in den Monat März.
Schon regt sich da des Frühlings bange Lust;
Gar wundersam umfängt den Wandernden
Die laue Ahnung eines neuen Daseins.

Noch ist der Wald nicht grün, das Feld nicht bunt,
Doch schon verkünden tausend Orgelpfeifen,
Gefiederte, den großen Gottesdienst,
Den die Natur beginnen will. Altäre
Sind schon erbaut in abertausend Gärten
Und eine ganze Welt springt aus dem Keim, -
Der Knospe, - aus dem Ei! - der Frühling naht.

So Du, Unsterblicher, dess' jedes Werk
Von solchen Ahnungen urew'gen Frühlings,
Gehüllt in irdisch-winterliche Formen,
In körperliche Scherze selbst, hochgeistig
Und göttlich überfließt. Du bist und bleibst
Ein wanderndes Gestirn, von Außen Erde,
Von Innen Blumenfrühling, - Sehnsucht, - Wehmuth, -

Ganz Ahnung ew'ger Heimat: ein Prophet.
Wie es Dich freut, das Wetter zu erkunden,
Es prophezeiend zu verkündigen,
So warst Du stets Prophet und bist es noch
Für heilige Gefühle, die gleich Rosen,
Inzwischen spitzen Dornen selig blüh'n.
Spott, Laune, Witz, Humor, Dir schelmisch dienend,
Credenzen uns die Schale die Du beut'st,
Gefüllt mit reinem, klaren Feuerwein.
Wer durstig kommt, wie labt er sich daran!

Zum Zeichen dess' empfängst Du einen Becher,
Der hier im Kreise Dir zu Ehren ging,
An dessen Rand die schönsten Lippen hingen,
Den schöne Hände zart mit Blüten schmückten.
Und so viel Tropfen dieser Kelch enthält,
So viele Freuden seien Dir gesellt!


  Karl von Holtei . 1798 - 1880






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