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Karl von Holtei
Gedichte . 4. Auflage 1856



Ein Heuler

(Hamburg 1850.)

Von Allen die vorübergeh'n,
Wer hat den armen Hund geseh'n,
Auf schneebedecktem Eise?
Er weichet nicht, er sitzt und harrt,
Er sucht und forscht, er wühlt und scharrt,
Er weint - auf seine Weise,
Bei Tageslicht, bei Sternenschein.
Und sollt' es wohl ein Wühler sein?

Ich fragte im Vorübergeh'n:
Was ist dem Hund' zu Leid' gescheh'n?
Sein Herr ist hier ertrunken;
Da sitzt er an demselben Ort,
Nicht Droh'n noch Schmeicheln bringt ihn fort,
Wo Jener eingesunken;
Man hört ihn winseln, jammern, schrei'n,
Da wird's doch wohl ein Heuler sein.

Spottlächelnd schüttelt seinen Kopf
So Mancher: Ei, du dummer Tropf!
Erklingt aus Vieler Munde.
Doch, wenn ihm Keiner Antheil weiht,
Ich finde große Aehnlichkeit
Mit mir und diesem Hunde.
Es zieht mich förmlich zu ihm hin,
Weil ich ja auch ein Heuler bin.

So heißen sie in Hamburg mich,
Und wenn sie so mich heißen, ich
Bin keinem Spötter böse.
Ich hege weder Scham noch Reu',
Daß ich der eingebornen Treu'
Verpflichtung nimmer löse.
Ich halte fest im treuen Sinn,
Weil ich ja auch ein Heuler bin.

Versunken in der Fluthen Schoos
Ist Manches, was ich heilig, groß
Von Kindheit auf gehalten.
Und sank's auch, nicht von Fehlern frei,
Und war selbsteig'ne Schuld dabei,
Ich halte doch am Alten.
Dem Alter müßt ihr das verzeih'n,
Ihr Jungen, - laßt mich Heuler sein.


  Karl von Holtei . 1798 - 1880






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