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Karl von Holtei
Gedichte . 4. Auflage 1856



Freuden und Schmerzen

Als ich im tiefsten Herzen
Zu scheiden von dir, beschloß,
Da hingen Freuden und Schmerzen
Sich an mich, der ganze Troß:

Die Freuden und die Schmerzen,
Die jene Tage gezeugt,
Da wir uns Herz zu Herzen
Und Seele zu Seele geneigt.

Wie Kinder ängstlich bitten,
So riefen sie: "Nimm uns mit!
Wir folgen, mit raschen Schritten,
Wir Alle, deinem Schritt."

Die Freuden, wenn sie wollen,
Sprach ich, dürfen mit mir geh'n;
Die Schmerzen aber sollen
Weit ab zur Seite steh'n.

Da gab es ein Gewimmel,
Sie drängten sich hin und her,
Und ach, du lieber Himmel,
Ich kannte sie selbst nicht mehr.

Ergriff ich bei'm Lockenhaupte
Im Zorn einen blutigen Schmerz,
Den ich von mir zu stoßen glaubte,
Gleich nannte ihn Freude mein Herz.

Und hob ich eine Freude
Empor an meinen Mund,
Sie that mit bitt'rem Leide,
Als wie ein Schmerz sich kund.

Ich konnte sie nicht trennen
Die große bunte Schaar,
Nicht so, noch so sie nennen,
Wußte nicht mehr, was Jedes war.

Da rief ich mit heißen Zähren:
Ich mag euch nicht entflieh'n,
Ich mag es euch nicht wehren,
Sollt alle mit mir zieh'n.

Die Freuden wie die Schmerzen.
Und wenn ihr müde seid,
Ist am zerrissenen Herzen
Das Lager euch bereit.


  Karl von Holtei . 1798 - 1880






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