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Karl von Holtei
Gedichte . 4. Auflage 1856



Frühlingsgruß

Die Veilchen sind da!
Als ich gestern in's Freie ging,
Sah ich schon einen Schmetterling,
Der hatt' ein schön' buntgolden' Kleid.
Wie grüner Sammet lachte der Rasen,
Von warmen Düften angeblasen.
Ach du herzliebe Frühlingszeit,
Ich glaube, der Mai ist nicht mehr weit?
Ja, ja
Auch die Veilchen sind da!

Im Walde, wie schallt
Der freudigen Vögel Gesang.
Was deutet der hoffende Klang?
Daß der Himmel uns Allen Frühling giebt,
Daß ein Vater uns Segen niederfächelt,
Daß uns Allen die Sonne lächelt,
Daß uns Alle der Vater liebt.
Wo wäre jetzt wohl ein Herz betrübt?
Bald, bald
Ergrünt auch der Wald.

Aber ach, ich sah
Einen armen alten Mann,
Sah ihm seinen Kummer an.
Und der sprach mit trübem Gesicht:
Hab' nichts zu lieben, hab' nichts zu leben!
Ich hätt' ihm gern meine Veilchen gegeben;
Doch den freuen die Veilchen nicht,
Dem in Schmerzen sein Herze bricht.
Ach ja,
Veilchen und Thränen sind da.

Und ich gab ihm gern.
Weiter nun ging mein Schritt,
Frischer Jugend Wonne ging mit.
Weiterhin sah ich ein liebendes Paar,
Das zog in heimlichem Plaudern und Kosen,
Suchte begierig nach Nelken und Rosen.
Sucht ihr schon Rosen? Warum nicht gar!
Eins nach dem Andern blühet im Jahr.
Noch fern
Ist der Sommer, Ihr Frauen und Herrn!

Erst kommt der April!
Da nimm Dich in Acht, du zärtliches Paar,
Denn April ist sehr wandelbar.
Mancher sang im März sein Juchhei,
That sich inniger Lieb' erfreuen,
Und im April schon wollt's ihn gereuen,
Und erst gar im Monat Mai
War die ganze Geschichte vorbei. -
Nur still,
Mancher ist wie April.


  Karl von Holtei . 1798 - 1880






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