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Karl von Holtei
Gedichte
. 4. Auflage 1856
Meinem Schwiegersohne zum Jahrestage 1853
Gar manches liebe Angesicht
Schaut von der Wand verständig,
Und manch' beredtes Auge spricht
Verständlich und lebendig.
Ein Schmuck sind diese Bilder Dir,
Jedoch nicht bloß zu äuß'rer Zier,
Sie weilen auch im Herzen,
Sie theilen Lust und Schmerzen.
Was Dir im bunten Wechselchor
Die Stunden mächtig schlagen,
Freud' oder Leid? Du blickst empor,
Den Freunden es zu sagen.
Erinnerung webt zart und mild
Ihr Duftgewand um jedes Bild.
Auch manchen großen Namen
Umschließt der schlichte Rahmen.
Der edle Dichter ward gesellt
Zu treuerprobten Helden,
Damit sie hier in kleiner Welt
Vom Lauf der großen melden;
Sie schließen sich den Freunden an,
Vertraulich zwischen Weib und Mann,
Als ob in engen Wänden
Sie gern die Heimat fänden.
Ein Herrscher fehlte diesen Reih'n
Bisher; nicht fehl' er länger.
Dir Deines Kaisers Bild zu weih'n,
Behagt dem alten Sänger:
Frisch-jugendlich im Farbenglanz,
Umkrönt von einem grünen Kranz
Bring' ich es Dir zum Feste,
Der Gaben schönste, beste.
Und wie du Eurem jungen Herrn
Von Herzen bist ergeben,
Soll Seiner Jugend heller Stern
Euch sichtbarlich umschweben;
Dich und die Deinen. Lehre sie
Ihn lieben und vergesset nie,
Mit Blüten, die sie pflücken,
Das holde Bild zu schmücken.
Denn von der Eltern Sinn geht aus
Die Richtung der Gedanken,
Und herrscht die Treue nur im Haus',
Wird sie im Staat nie wanken.
Dies Bildniß bleib' ihr Hausaltar.
Wohlauf du munt're Enkelschaar:
Hoch soll der Kaiser leben -
Eu'r Vater auch daneben!
Karl
von Holtei . 1798 - 1880
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