Gedichte.eu Impressum    

Gedichte, Lyrik, Poesie

Gedichte
162 Bücher



Karl von Holtei
Gedichte . 4. Auflage 1856



Trinkspruch

(Gräz am 6. März 1855.)

"Nur einundzwanzig Schüsse?" So ging's von Mund zu Mund,
Als gestern durch Kanonen die Nachricht wurde kund.
Und Alle lauschten ängstlich: "Wie? kommt nicht noch ein Schuß?"
Du arme Neugeborne, ist das der erste Gruß,
Den treuer Länder Freude Dir kalt entgegenbringt?
Was hast Du denn verschuldet, daß lauter nicht erklingt
Ein frohbewegter Jubel? Nein, das ist ungerecht!
Wir heißen Dich willkommen, wir preisen Dein Geschlecht!
Den Säbel wirst Du freilich, wie Prinzen thun, nicht zieh'n,
Auf stolzem Roß nicht sprengen dereinst durch's große Wien;
Du wirst im Frau'ngemache, wo Anmuth sanft regiert
An Deiner Mutter schauen, was holde Frauen ziert;
Du wirst mit Kinderscherzen in süßer Schmeichelei
Um junge Eltern tändeln, liebkosend alle Zwei;
Du wirst, wenn von den Lasten der Krone schwer bedrückt
Dein Vater Labung suchet, stammeln was Ihn entzückt.
Du streichst so manche Falte auf Seiner Stirne glatt;
Du flichst um gold'ne Reifen so manches Blütenblatt;
Du suchst zu Seinem Herzen und findest bald den Ton:
So wie die zarte Tochter vermag das nie der Sohn. -
Umschlingst Du dann den Kaiser den hoch Sein Volk verehrt,
Lisple zur rechten Stunde Ihm zu, was Liebe lehrt,
Das schönste Wort des Menschen, des Herrschers Götterwort,
Das heil'ge Wörtlein "Gnade;" dies töne fort und fort
Von Deinen Kinderlippen zu Seinem edlen Sinn.
Dann bleibt des Märzen Fünfter für Oest'reich Hochgewinn.
Dann segnen Millionen Dich heut' und ewiglich! -
Dies Glas für Deine Eltern Prinzessin und für Dich!


  Karl von Holtei . 1798 - 1880






Gedicht: Trinkspruch

Expressionisten
Dichter abc


Holtei
Gedichte

Intern
Fehler melden!

Internet
Literatur und Kultur
Autorenseiten
Internet





Partnerlinks: Internet


Gedichte.eu - copyright © 2008 - 2009, camo & pfeiffer

Trinkspruch, Karl von Holtei