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Karl von Holtei
Gedichte . 4. Auflage 1856



Für Frau von Po.

Wer Bücher schreibt, hofft Leser zu gewinnen,
Vor Allem günst'ge Leserinnen:
Es dringt kein Männerblick je so genau
In kleines Bildwerk ein, als eine Frau,
Der Geist und Herz aus ihren Augen schaut.
Hat eine solche einst Dir anvertraut,
Sie hab' an Deinen Schriften sich erbaut,
O eitler Musensohn, welch' ein Behagen!
Das macht Dich stark, viel Tadel zu ertragen.

Und eben jetzt, wo "Scheiden" nichts wie "Scheiden"
Als Losungswort gar mancher Trennungsleiden
Von Mund zu Mund, von Haus' zu Hause dringt,
Wo jeder Tag sein "Lebewohl" erzwingt,
Da will's wie eine Tröstung sich bewähren,
Daß auch getrennt durch Raum und Zeit,
Die Gönner uns noch immer nahe wären,
Wenn mit gewohnter Freundlichkeit,
Sie ferner unserm geistigen Bestreben
Den Antheil schenkten, den sie sonst gegeben.
Wie weit ein neues Buch dann wandern muß,
Jedwedes Blatt darin gilt einen Gruß!


  Karl von Holtei . 1798 - 1880






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