Für Grafen A. W.

Ach, das Leben ist ein schwüler,
Staubig-heißer Sommertag
Und die Poesie ein kühler
See, darin man baden mag;

Rings von schattig-grünen Bäumen,
Wie von großem Kranz umsäumt,
Wo in duft'gen Blüten-Räumen
Junges Herz sich Labung träumt.

Viele Wässer lustig rinnen
Durch des Waldes frisches Moos,
Eiligst Heimat zu gewinnen
In dem unermess'nen Schooß.

Was die seichten Murmelbäche
Brachten voll geschwätz'ger Hast,
Schwimmend auf der Oberfläche
Wird's vom Schwimmer leicht erfaßt.

Aber was zu schönem Bunde
Werth vereinet mit Gewicht,
D'runten liegt's auf tiefem Grunde,
Nur der Taucher bringt's an's Licht.


  Karl von Holtei . 1798 - 1880

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