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Karl von Holtei
Gedichte . 4. Auflage 1856



Für Musikdirector Friedrich Schreinzer

(Lübeck 1848.)

In Deines Vaters Hause war ich, wie Kind vom Haus,
Tagtäglich gern gesehen, so ging ich ein und aus.
Ich hörte Deinen Vater den Worten Töne leih'n
Und Dich als kleinen Jungen sehr oft dazwischen schrei'n.

Jetzt finden wir uns wieder; wie ist es anders doch!
Dein guter Vater schlummert, ich Aermster wand're noch.
Du bist zum Mann geworden, von Vaters Geist erfüllt,
Der uns die Welt der Töne hell, rein und schön enthüllt.

Wo finden wir, nun scheidend, uns wohl zum dritten Mal?
Hienieden glaub' ich schwerlich. Sei's denn im ew'gen Saal,
Wo Engel musiciren, wo Du die Chöre lenkst
Und Deinen Blick vertraulich auf mich den Sünder lenkst,

Der an der Eingangspforte bescheiden harrend steht,
Zufrieden, wenn ein Hauch nur ihm in die Seele weht.
Doch leg'st Du bei Sanct Peter ein Wörtchen für mich ein,
Dann ruft er: grauer Wand'rer, tritt auch zu uns herein.


  Karl von Holtei . 1798 - 1880






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