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Karl von Holtei
Gedichte
. 4. Auflage 1856
Prolog zur Feier des dritten August 1825
(Berlin.)
Als in den Tagen tief empfund'ner Schmach,
Der theure König fern in Preußen weilte,
Und nur die Hoffnung: Druckes Ungemach
Durch Ihn besiegt zu seh'n, das Leiden heilte;
Als keine Sonne noch durch Nächte brach,
Kein Freudenlicht der Knechtschaft Nebel theilte;
Da glühte tief im Herzen der Getreuen:
Dem König Liebe! - Haß dem Fremden, Neuen!
Ein Jeder pflegte stumm des Hasses Dorn,
Daß er einst blut'ge Rache-Rosen trage;
Verborgen ward von Tag' zu Tag' der Zorn,
Im ganzen Jahr vernahmst Du keine Klage -
Und dennoch brach, wie ein befreiter Born
Durch jeden Damm die Gluth an einem Tage:
An jenem Tage half kein Widerstreben! -
Es war derselbe, den wir heut erleben.
Die Feinde hatten jedes Fest verboten,
Kein Lied erklang dem Dritten im August;
Doch fanden sich, als wär' es laut geboten,
Viel treue Preußen, voll von Schmerz und Lust
Im Schauspielhaus'; und er, der jetzt den Todten
Gehört, trat auf - Iffland - an seiner Brust
Ein Blümchen, und den edlen Blick voll Thränen
Hub er zum Sitz des Königs auf, mit Sehnen.
Und wie durch einen Zauberschlag berühret,
Verstanden tausend Preußen diesen Blick;
Die holden Frauen, heute schön gezieret,
Vergassen gern der Zeiten Mißgeschick.
Ein inn'res Jauchzen ward im Saal gespüret,
Man ahnete ein lang entbehrtes Glück;
Von Feindes Wachen lauernd rings umgeben,
Ließ jede Lippe laut den König leben.
Wenn das geschah im Druck der schwersten Zeiten,
Wer mißt den Jubel, der zum Himmel dringt,
Wo ungehemmt, in nah' und ferne Weiten,
Der Treue Ruf dem heut'gen Tag erklingt?
Voran soll hohe Festesfreude schreiten,
Wir folgen froh, wenn sie die Fahne schwingt:
Dem König, lebend für die gute Sache,
Ist Liebe seines Volks die beste Wache.
Karl
von Holtei . 1798 - 1880
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