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Karl von Holtei
Gedichte
. 4. Auflage 1856
4.
So mancher Bühnen-Jüngling, schön geziert,
Und hold gelockt und wohl wattirt,
Erscheint mir wie ein Postillon:
Er schleppt im alten, ausgefahr'nen Gleise
Den Wagen fort, nach hergebrachter Weise.
Hört da ein schlummernd Kind des Hornes Ton
Durch laue Sommer-Nacht, durch Wintersturm erbeben,
Wird sie im Bettlein sehnend sich erheben
Und flüstern: Ha, der Glückliche! der zieht
Nach Süden hin und bläs't sein Reiselied!
O Du naives Kind, Du gutes Mädchen,
Der Postillon dreht schon im nächsten Städtchen
Bescheiden um, nimmt einen Bittern, kehrt
Mit müden Gäulen heim, ruht unbeschwert
Im warmen Stalle, stärkt die faulen Glieder.
Der and're Tag führt ihn des Weges wieder,
Und immer wird die Post nach Süden geh'n,
Und nimmer wird ihn Südens Hauch umweh'n,
Und er wird nimmer Südens Fluren seh'n.
Karl
von Holtei . 1798 - 1880
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