Gedichte.eu Impressum    

Gedichte, Lyrik, Poesie

Gedichte
162 Bücher



Karl von Holtei
Gedichte . 4. Auflage 1856



In verschiedene Exemplare eines "Theaters in einem Bande."

1.

Für Ida Gräfin Hahn-Hahn.
(1846.)

Die Herrin spendet jene Schätze,
Die ihr verliehen das Geschick,
Daß sie die Welt und sich ergötze
Mit fester Hand, mit güt'gem Blick.
Sie wirkt voll angebor'ner Würde,
In dem ihr untergeb'nen Reich';
Was Andern eine schwere Bürde:
Die Arbeit, - macht sie froh und reich.

Der Arme, der seit vielen Jahren
Sein mag'res, kleines Feld bepflügt.
Band nun als Mann mir grauen Haaren
Zusammen, was sich bunt gefügt.
Und bringt mit bangem Widerstreben
Der Herrin, die ihm hold und gut,
So dürft'gen Kranz, an welchem Blut
Und Schweiß mühsel'gen Daseins kleben.
Wer aber hat jetzt mehr gegeben?



2.

Für meine Tochter Marie.

Mag die Welt von diesen Spielen
Halten, was sie will und kann,
Dich mein Kind weht doch aus vielen
Heil'ger Wehmuth Schauer an.

Du gedenkest jener Tage,
Die Du kindlich mitgelebt,
Wo uns, wandernd, Lust und Plage
Wechselnd wie der Wind umschwebt.

Wo uns Glück und Schmerz vereinten,
Fest verbunden, Jahr um Jahr. -
Denkst der Guten, Heißbeweinten,
Die uns beste Freundin war.



3.

Für den Schauspieler Oscar G.

Von alten Bergen rings umgeben,
Am rauschenden Forellen-Bach,
Da war es, wo Dein geistig Leben
Zuerst aus seiner Knospe brach.

Nun mög' in wachsender Entfaltung,
Beim Strahle milden Sonnenscheins,
Gedeih'n zu dauernder Gestaltung
Die ganze Zukunft Deines Seins.

Und wenn's gelingt; wenn Du am Ziele
Dein Glück empfindest, ungetrübt,
Schau' lächelnd dann auf diese Spiele,
An denen Du Dich einst geübt.



4.

Für Herrn Dr. Viol.
(Aus Reichenbach in Schlesien.)

So manche zarte Gunst blieb zu erwiedern,
Mir kund gethan in Worten, oder Liedern.
Mir aber hat in traurigem Gemüth
Der frohe Lieder-Mai längst abgeblüht.

D'rum sehnt' ich mich nach dieses Buch's Erscheinen,
Daß es, für holde Gaben, wie die Deinen,
Als Gegengabe freundlich angeseh'n,
Noch einmal möge auf die Reise geh'n.

Noch einmal, sag' ich. Denn der leichten Spiele,
Die hier verbunden, waren vormals viele
Mein Handwerkszeug, wie ich, ein Altgesell
Durch Deutschland zog, bedächtig oder schnell.

Und wo mir, weitverbreitet, Freunde leben,
Die Obdach, Schutz und Liebe mir gegeben,
Dahin versend' ich diese Sammlung nun,
Des Herzens Dank nachfühlend kund zu thun.

Auch Du, o Sänger, nimm ihn wohlgewogen.
Und folgst Du, blätternd, in bedruckten Bogen
Dem irren Lauf, wozu Geschick mich trieb,
Behalte mich sammt meiner Thorheit lieb.



5.

Für Frau Therese Schröer.
(In Preßburg.)

Nun wären alle beisammen da,
Groß' und Kleine, viel' alte Bekannte,
Kommen Dir keck und vertraulich nah',
Schau'n Dich an, wie eine Verwandte.

Mögen Verzogene d'runter sein,
Schwache, Verkrüppelte auch, und Lahme; -
Bei Euch dürfen sie doch hinein:
Schützt sie ja ihres Vaters Name.

Wie Ihr den armen Vater geliebt,
Liebt Ihr die armen Bälge nicht minder,
Wenn auch nichts ihnen Geltung giebt,
Als der Gruß: "Da sind Holtei's Kinder!"



6.

Für den Domherrn Dr. B.
(1845.)

Wer einem wilden Bienenschwarm' den süßen Honig rauben will,
Wer flücht'ge Boten durch die Luft, mit Briefen senden Tauben will,
Wer sich des edlen Rosses Kraft für sanften Dienst zu zähmen wünscht,
Wer von des Weinstocks Fruchtbarkeit erziehen beste Trauben will;
Der muß belauschen die Natur, daß sie geführt durch milde Kunst
Ihm spende, was sie der Gewalt versagend nie erlauben will.
So auch der arme Dichter thut und füget Scenen der Natur
In schlichtes Spiel, weil er sich nicht zu stolzer Höhe schrauben will.
Was aber sagst Du ernster Mann zu dieser ird'schen Gabe wohl?
Es reicht sie Dir ein Ketzer dar, der (zürnst Du ihm?) nicht glauben will!
Ein schon ergrauter Sünder ist's, der wild gelebt und heute noch
Verträumen seines Lebens Rest in immer blüh'nden Lauben will.
Doch ist sein Herz an Liebe reich und nie ergriff ihn Hasses Sturm,
Wie jetzt, von gift'gem Hauch erregt, durch Gottes Frühling schnauben will.



7.

Für Gans Edlen zu Puttlitz.
(1846.)

Ich wünsche Dir, Du mögest so viel' Stücke,
Als hier im Buche steh'n, trotz Deinen Acten
Im Leben schreiben; jedes in fünf Acten
Und jedes mit unzweifelhaftem Glücke.

Fern bleiben Dir, den Autorruhm entzücke,
Die Bühnenqualen, die mich weidlich plackten,
Die Krittlerscheeren, die mich blutig zwackten,
Der Zweifel Gift, des Neides bitt're Tücke.

Erhebe Dich frohschaffend zu den Sternen!
Dein milder Sinn und Deines Herzens Reinheit
Beschützen Dich, o Freund, als Ehrenwachen.

Aus meinem Buche aber magst Du lernen,
Nie zu zersplittern Deines Kernes Einheit
Und lernen, leider, wie man's nicht soll machen.



8.

Für Herrn Apotheker Dr. Beinert.
(Charlottenbrunn in Schlesien.)

Vergebens, theurer Chemikus und Mann,
Such' ich nach Dichter-Leime,
Der Deinen Namen kleben kann;
Es fehlen ja die Reime.

Zwar aus der Schulzeit, dunkel und entfernt,
Klingt mir's: Professor Weynert,
(Bei dem ich leider nichts gelernt;)
Und dann klingt's: Doctor Meynert.

Der Letzt're, war ein Wiener Kritikus,
Um Künstler zu kuranzen.
Du aber, als Botanikus,
Du kritisirst nur Pflanzen.

Bei'm Erster'n fällt mir eher etwas ein:
Du führst berühmte Weine;
Mein Weynert trank sehr gerne Wein.
Die Sympathie ist eine.

Ha, lebt' er noch, wie oft durch diese Frist
Wär' er zu Dir gelaufen!
Doch da er längst gestorben ist,
Kommt nicht sein Schüler saufen?

Ach nein, ich bin unschuldig solcher Schuld,
Ich liebe nur zu nippen;
Du gönnst mir freundliche Geduld,
Benetz' ich kaum die Lippen.

Du nimmst des langen Abend finst'ren Fluch
Mir gastlich gern vom Herzen;
So nimm auch gütig dieses Buch,
Gefügt aus Ernst und Scherzen.

Wie Dir's ein Bild von meinem Leben giebt,
Mir gleich, blieb's weit vom Ziele.
Doch liebet, wer den Autor liebt,
Vielleicht auch seine Spiele?

Dir Centrum von Charlottenbrunn, Dir bot
Dies meine Hand, o Beinert!
Der aber krieg' die Schwerenoth,
Der Deinen Werth verkleinert.



9.

Für den Schauspieler Theodor Döring.
(1853.)

Welle Blätter, ohne Duft,
Sind zusammen hier gebunden;
Grünten einst in Lebensluft
Wenig kurze Frühlingsstunden:
Abgefallen, unbekannt,
Bald vergessen, kaum genannt.

Dennoch flüstern sie von Tagen,
Deren Klang Dich sanft durchbebt,
Weil sie manchen Namen tragen,
Der auch Dir im Herzen lebt;
Manchen, den geliebt wir haben,
Der nun aber schon begraben.

Dazu sind die Blätter gut,
Daß man sie auf Gräber lege. -
Wandle Du mit frischem Muth
Rüstig fort auf Deinem Wege,
Wo die Kunst Dir Kränze flicht! -
Grüne Blätter hab' ich nicht.


  Karl von Holtei . 1798 - 1880






Gedicht: verschiedene Exemplare eines "Theaters in einem Bande."

Expressionisten
Dichter abc


Holtei
Gedichte

Intern
Fehler melden!

Internet
Literatur und Kultur
Autorenseiten
Internet





Partnerlinks: Internet


Gedichte.eu - copyright © 2008 - 2009, camo & pfeiffer

verschiedene Exemplare eines "Theaters in einem Bande.", Karl von Holtei