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Karl von Holtei
Gedichte . 4. Auflage 1856



3. Die Kränze

Da wir in der Kirche standen,
Da ihr Kind die Tauf' empfing,
Weiß ich wohl, daß ich mit innern
Blicken an der Mutter hing.

Daß ich ihrer fromm gedachte,
Fest ergeben, treu gesinnt;
Und wie wir das Kind berührten,
Sagt' ich mir: es ist ihr Kind!

Als wir dann, nach wenig Tagen,
Ihr Geburtsfest froh geweiht,
Fühlt' ich an dem jungen Morgen
Eine alte Seligkeit.

Denn aus ihren reinen Blicken,
Aus dem kindlichen Gemüth,
War mir meine eig'ne Kindheit
Wie im Zauber aufgeblüht.

Und wir wanden Blumen, Kränze
Um die Bäume, bis sie kam,
Bis sie uns're kleinen Gaben
Dankbar, wie die größten, nahm.

Kaum ein Monat ist vergangen
Seit der Taufe, seit dem Tag! -
Ob wohl um die Bäume heute
Noch einen Kranz sich schlingen mag?

Der Sturm hat die Kränze zerrissen,
Der Sturm hat sie durchwühlt,
Er hat mit Regengüssen
Herab die Blätter gespült.

Es war ein wildes Wetter
In jener wilden Nacht,
Das hat die armen Blätter
Dem Teiche zugefacht.

Da schwammen sie und sanken
Hinab in Modergrund; -
Ich habe so meine Gedanken,
Doch thu' ich sie nicht kund.


  Karl von Holtei . 1798 - 1880






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