8. Sonst und jetzt

Und wenn der Gäste munt're Reih',
Die frohen Vettern kamen
Zum Dorf hinaus, nach Lampersdorf,
So nannten sie Ida's Namen.

Und eilten nur und suchten nur,
Sie zu begrüßen, die Eine!
Denn heiter strahlt' ihr Angesicht,
Wie Flur im Frühlingscheine.

Und heiter drang ihr Wort und Gruß
Wie Frühlington entgegen;
Wenn sie den Gast willkommen hieß,
Es war wie Gottes Segen.

Wie aber einzeln, ernst und stumm,
Nun Einer den Weg wird ziehen,
Da mag er die alten Orte der Lust
Mit scheuem Blicke fliehen.

Da fragt er nur: Wo ist ihr Grab?
Und wenn, mit Trauergeberde,
Ein treuer Diener es ihm gezeigt,
Wirft er sich hin zur Erde.

Und bricht in heiße Thränen aus,
Kann nichts als "Ida" sprechen,
Und sucht mit bebender schwacher Hand
Sich eine Blume zu brechen.

O lieber Gott! Laß bald auch mich
Auf diesem Grab' erscheinen!
Ich nehme ja nicht ein Blümchen weg,
Ich will ja nichts als weinen.


  Karl von Holtei . 1798 - 1880

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