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162 Bücher



Karl von Holtei
Gedichte . 4. Auflage 1856



2.

Am Stephans-Platze steht ein Kind,
Dürftig und leicht gekleidet,
Deß Blick - wie Kinder sorglos sind -
Am Glanz des Markts sich weidet.

Sie schaut sich um und nähert sich
Der alten Kirchen-Pforte,
Begrüßt die Leute kümmerlich,
Doch wagt sie keine Worte.

Und Mancher, den sie angeschaut
Mit großen Augen eben,
Hat ihrem Angesicht vertraut,
Ihr ein Geschenk gegeben.

Da kehrt sie heim, doch kauft vorher
Zur Küche Speis' und Kräuter.
Und kehrt von solcher Bürde schwer
Zur Mutter fromm und heiter.

Und wohnt mit ihr in feuchter Luft,
Wie viele arme Leute,
In dem Gemach voll Kellerluft
Wird sie der Krankheit Beute.

Es pflanzt der Keim zum Siechthum so
Sich in die zarten Glieder -
Doch morgen steht Luise froh
An ihrer Kirche wieder.


  Karl von Holtei . 1798 - 1880






Gedicht: Am Stephans-Platze steht ein Kind

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Am Stephans-Platze steht ein Kind, Karl von Holtei