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162 Bücher



Karl von Holtei
Gedichte . 4. Auflage 1856



An Beranger

Mel. C'est l'amour, l'amour etc.

"De tant d'échos, résonnant jusqu'a` nous,
Les plus lointains nous semblent les plus doux."


        Gruß und Heil sei Dir, sei Dir!
        Du kranzumwund'ner Sänger!
        Gestatt' in meiner Sprache mir
        Den Gruß: O Heil sei Dir!

Hab' ich an Deiner Kraft und Milde,
An Deiner Fülle mich berauscht;
Hab' ich vor Deinem lieben Bilde,
Als müss' es singen, oft gelauscht;
Hab' ich aus vollem Herzen
Bei Deinem Scherz gelacht,
Geweint bei Deinen Schmerzen -
Nun sei Dir Dank gebracht!

        Gruß und Heil sei Dir, sei Dir!
        Du kranzumwund'ner Sänger!
        Gestatt' in meiner Sprache mir
        Den Gruß: O Heil sei Dir!

Gruß, Dank und Heil! denn manche Stunde,
Die schwarz und düster mir erschien,
Mußte vor Deiner holden Kunde,
Wie vor dem Tag' die Eule, flieh'n;
Zum Waldgrund' floh sie nieder,
Ich blieb im Sonnenschein,
Umschwirrt von Deiner Lieder
Geselligem Verein.

        Gruß und Heil sei Dir, sei Dir,
        Du kranzumwund'ner Sänger!
        Gestatt' in meiner Sprache mir
        Den Gruß: O Heil sei Dir!

Zwar fühlt' ich's tief im eig'nen Busen -
Selten empfand die Menge dies! -
Wenn nicht allein die Gunst der Musen
Dein Saitenspiel Dich schlagen hieß;
Nein, auch ob schwerer Kummer
Dein fühlend Herz bezwang;
Ob in gestörtem Schlummer
Mit Dir die Sorge rang?

        Gruß und Heil sei Dir, sei Dir,
        Du kranzumwund'ner Sänger!
        Gestatt' in meiner Sprache mir
        Den Gruß: O Heil sei Dir!

Wie aus der Muschel, wo sie leidet,
Tief in des Meeres Thränenschooß
Sich die begehrte Perle scheidet,
Macht sich das Lied vom Dichter los.
In wunder Brust empfangen,
Von Thränen angeschwellt -
Dann täuscht's mit rothen Wangen
Entzückend alle Welt.

        Gruß und Heil sei Dir, sei Dir,
        Du kranzumwund'ner Sänger!
        Gestatt' in meiner Sprache mir
        Den Gruß: O Heil sei Dir!

Was Du geschaffen, trägt den Stempel
Mächtig durchlebter Lebenszeit;
Dein Vaterland nur ist Dein Tempel,
Dein Priester ist die große Zeit;
Belehrt hat Dich Geschichte,
Die Liebe Dich gewiegt:
Im Frühling der Gedichte
Hast Du den Herbst besiegt.

        Gruß und Heil sei Dir, sei Dir,
        Du kranzumwund'ner Sänger!
        Gestatt' in meiner Sprache mir
        Den Gruß: O Heil sei Dir!


  Karl von Holtei . 1798 - 1880






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