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Karl von Holtei
Gedichte
. 4. Auflage 1856
Der Wiener Stern
Mel. Es schlug mein Herz,
geschwind zu Pferde etc.
Sie sank hinab in's Meer der Zeiten,
Der Sonne gleich in Thetis Schooß;
Doch bleibt fürwahr durch Ewigkeiten
Der Name "Ludlam" hehr und groß.
Daß, einer Mutter gleich, sie labe
Viel' treue Söhne nah' und fern,
Stieg' über ihrem heil'gen Grabe
:,: Hellleuchtend auf ein schöner Stern! :,:
Das Auge hängt an seinem Strahle
So fest wie an der Liebsten Blick;
Er winket lächelnd froh zum Mahle,
Giebt Trost bei manchem Mißgeschick;
Beut in des Lebens welker Hülle
Der Freundschaft immer frischen Kern,
Und unter ihm glüht wärm're Fülle,
:,: Als unter manchem Ordensstern. :,:
Ihr könnt ihn Abendstern benennen -
Auch Morgenstern, wie's Euch gefällt:
Oft pflegt er Morgens erst zu trennen,
Die Abends er so schön gesellt.
Ich kann ihn besser nicht beschreiben,
Als wenn ich sage, liebe Herr'n:
Mir wird er unvergeßlich bleiben,
:,: Denn mir war er des Glückes Stern. :,:
Und triebe mich in weite Ferne
Das Schicksal aus dem theuren Kreis',
Seid sicher, daß im Heer' der Sterne
Ich unsern Stern zu finden weiß.
Werd' ich nach ihm die Sinne lenken,
Sag' ich mir selber oft und gern:
Ach, möchten sie doch meiner denken,
:,: Die dich bewohnen, gold'ner Stern! :,:
Und wollen einstmals diese Glieder,
Die von der Wand'rung müde sind,
Nicht länger halten, komm' hernieder,
Freund Sensenmann, auf mich geschwind!
Nicht quäle mich mit langem Leide,
Gieb mir die Hand, ich geh' ja gern;
Doch zeige mir, bevor ich scheide,
:,: Noch einmal meinen Wiener Stern! :,:
Karl
von Holtei . 1798 - 1880
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