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Karl von Holtei
Gedichte . 4. Auflage 1856



34.

Eine Stimme hör' ich krächzen
"Wider die Theaterlust";
Pharisäisch hör' ich ächzen,
Schlagen an die hohle Brust.

Aber keine Töne dringen
Aus dem dumpfen Raum an's Licht,
Worte, Worte nur erklingen,
Frömmelnde Verzückung spricht.

Hätt' er blühend Dich gesehen,
Wie die Blume auf der Au,
O wie wohl wär' ihm geschehen,
Hätt' er Dich gesehen, Frau!

Dich, Luise, reines Wesen,
Die voll Liebe für die Kunst
Sich die Bühne auserlesen,
Reich begabt durch Gottes Gunst.

Die naturfromm und gesellig,
Sanft, bescheiden, tugendsam,
Gott und Menschen wohlgefällig,
Selbst dem Neid den Stachel nahm.

Die in viel' verschied'ne Rollen
Lebend sich hineingedacht
Und dabei das edle Wollen
Eig'nen Herzens stets bewacht.

Die durch manniche Gefahren
Unbefangen, schuldlos ging,
Nie den Kopf in jungen Jahren
Heuchlerisch darnieder hing.

Das verdient ein lautes Loben
Wenn, bei Lockung eitler Welt,
Sich in allen schweren Proben
Ein Gemüth so rein erhält.

Aber wer dem Glück, dem Uebel
Dieser Erde sich entrückt,
Kaum noch über seine Bibel
In den Drang des Lebens blickt;

Wer zu seufzen, beten, dulden
Sich in Frömmigkeit begräbt,
Der kann freilich nichts verschulden,
Weil er eben nichts erlebt.

Blaß sein Antlitz, kalt die Wange,
Nie durchglüht vom Morgenroth
Heil'ger Künste, ist er lange -
Noch am Leben - lange todt.

Du im Grabe lebst, Luise!
Und Dein Ende, sanft und mild,
Gab vom schönsten Paradiese
Reinen Sinns ein schönes Bild.

Du, der Bühne angehörig
Und der Tugend, Theure, bist
- Hier auf Deinem Grabe schwör' ich -
Sel'ger als der Pietist!


  Karl von Holtei . 1798 - 1880






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Eine Stimme hör' ich krächzen, Karl von Holtei