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Karl von Holtei
Gedichte
. 4. Auflage 1856
Kalte Nacht
Eigene Melodie von Holtei.
Nacht, Nacht, Sturm und Schnee,
Wenn ich über Berge geh'!
Winterleer die dürren Bäume,
Mit mir nichts als meine Träume!
Nacht, Nacht, Sturm und Schnee,
Einsam, einsam, wo ich geh'!
Ach, ach, wie's noch glüht,
Wo Dein Kuß mir aufgeblüht;
Wo die Rose Deines Mundes
Ward ein Zeichen flücht'gen Bundes.
Ach, ach, wie's noch glüht -
Doch die Ros' ist schon verblüht.
Kalt, kalt! Du mir fern!
Draußen seh' ich keinen Stern;
Keinen Stern und keinen Himmel,
So hinein in's Schneegewimmel.
Kalt, kalt - keinen Stern,
Keinen Himmel! Du mir fern!
Nacht, Nacht, Schnee und Sturm! -
Ist's ein Riese? Nein, ein Thurm!
In dem Dorf herrscht stiller Friede;
Wär' er auch in meinem Liede! -
Nacht, Nacht! Auf dem Thurm
In den Glocken saus't der Sturm.
Karl
von Holtei . 1798 - 1880
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