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Karl von Holtei
Gedichte
. 4. Auflage 1856
Karl Maria von Weber
Ein Liederspiel hatt' er von mir begehrt!
Versprochen hatt' ich es und schon begonnen;
Mir war sein Wunsch mehr wie ein eig'ner werth,
Nicht deshalb, weil ich selbst dabei gewonnen -
Denn jeder Dichter durfte hoch sich preisen,
Dem Weber lieh die anmuthsvollen Weisen! -
Nein! Weil es wahre Freude mir gemacht,
Durch meine Lieder sanft ihn anzuregen,
Und er, als ich den Plan ihm hingebracht,
Wie kam er nicht so liebreich mir entgegen;
Wie war nicht hier, als wir zuletzt ihn sahen,
Es mir ein Glück: dem Freunde oft zu nahen!
Wie nahm er Theil an jeglichem Bestreben
Der Freunde, er, an Ruhme doch so reich!
Wie wußt' er nicht des Schülers Muth zu heben
Durch off'nes Urtheil, männlich-ernst, doch weich!
Noch klingt sein Wort, so hell wie seine Lieder,
In meinem tiefbewegten Herzen wieder.
Und als er meinen "Feldherrn" angesehen,
Sprach er zu mir: "Das hätt' ich nicht gedacht;
Ich wähnte lachend hier davon zu gehen,
Sie aber haben weinen mich gemacht;"
Umschlang mich sanft, mit freundlicher Geberde -
Und jetzt, o Gott! umschlinget ihn die Erde.
Und seine Gattin, seine Kinder weinen -
Die Kinder nicht, denn sie begreifen's kaum; -
Doch wird er ihnen oftmals noch erscheinen
Den armen Knaben, im bewegten Traum;
Wie häufig werden sie in spätern Tagen
Mit nassem Blick nach ihrem Vater fragen!
Du heit'rer Kreis des häuslichen Vereines,
Aus dessen Mitte melodieenvoll
Ein Meer von Tönen, ein allmächtig reines,
Durch alle Länder drang und siegreich schwoll,
Du heit'rer Kreis, wie bist Du trüb' und enge;
Verklungen sind auf ewig die Gesänge!
Doch nein! Sie tönen in den Seelen wieder,
Den treuen Seelen, die ihm zugethan;
Unsterblich sind sein Name, seine Lieder,
Mit ihrem Hauch wird er den Seinen nah'n.
Es ruht, "und ob die Wolke sie umhülle!"
Auf ihnen seines Segens reiche Fülle.
Karl
von Holtei . 1798 - 1880
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