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Karl von Holtei
Gedichte . 4. Auflage 1856



L. Achim von Arnim

(März 1831.)

Aus ferner Zeit, ein Bild geträumter Ahnung,
So tratest Du mir selber nun entgegen
Und mich umfing mit wundersamer Mahnung
Der Knabenjahre blühendes Bewegen,
Wo ich zuerst, von engem Zwang genesen,
In Fluren, Wiesen, Blumen, Quellen, Bäumen,
Und endlich auch in Dir begann zu lesen,
Um hier, wie dort, recht knabenhaft zu träumen.

Denn ob die Blätter mir am Baume rauschten,
Ob meine Sinne jenen Blättern lauschten,
Die ich mit schüchtern-kühner Jünglingshand
In Deinen dunklen Büchern umgewandt -
Ein's war ein Räthsel mir, so wie das And're;
Und Deine Kunst schien eben auch Natur,
Weil mir von beiden dunkel blieb die Spur.
Doch eine tiefe Stimme sagte: Wand're!

So wandernd zog ich durch die Dichterhaine,
Vermaß mich selbst nach Immergrün zu greifen,
Verlor den Pfad am ausgetret'nen Raine
Und mußte leider oft in's Blaue schweifen.
Das Leben zeigte mir des Irrthums Walten,
In Zweifel lös'te sich so mancher Wahn,
Doch immer wieder auf der Dichtung Bahn
Begegneten mir Deine Duftgestalten.
Ich sah in Dir und Deinem kühnen Streben
Ein trübes Gleichniß nur vom trüben Leben:
Wie Geist und Seele, Feuer, Herz und Kraft,
Sich doch dem Nebelmeer nicht ganz entrafft;
Wie bei dem guten Willen, wahrem Lieben,
Dein Schaffen hinter Dir zurückgeblieben;
Das ward mir klar, als ich Dich selbst erkannte
Und mich mit Freuden Dir entgegen wandte.

Ein Mann im ganzen Sinn, mit heit'rer Strenge,
Mit ernstem Scherz, mit Witz, Geselligkeit,
Mit einem Kranz voll blühender Gesänge,
Mit Kunstsinn, Wissenschaft und Heiterkeit;
Erschaffend immer, thätig, neu beginnend,
Mittheilungsfroh, dabei doch tief und sinnend;
Jedweder Zeit vertraut, belehrend, mild
Und antheilsvoll! das ist Dein freundlich Bild!
So steht es mir noch immer treu zur Seite -
Und Du bist todt!? Es drang in öde Weite
Nur diese Kunde, die mich tief bewegt.
Du, todt!? da fließen wieder, neu erregt,
Die kaum getrocknet waren, meine Thränen,
Und immer wieder spricht das alte Sehnen:
Was fesselt noch an Tag und Erdenlust
Die oft zerriss'ne, kranke Sängerbrust?
Was sie geliebt hat, liebt und auch wird lieben:

Ein Theil ist todt! - der and're, hier verblieben,
Geht seinen Gang und lebt sein Leben hin
Nach eig'nem Wunsche, eig'nem Plan und Sinn.
Einsam und traurig steh'n wir. Kehren Lenze,
Doch immer dürft'ger werden ihre Kränze;
Die Selbstsucht herrscht. - Fahr' wohl, ich grüße Dich
Und meine Todtenklagen heben sich,
Wo Du auch sei'st, zu Dir auf Liebesschwingen,
Und meine thränenschweren Lieder dringen
Zu Dir, den ich geliebt. Dein Dichterherz
Ruht jetzo, frei von Erdenlust und Schmerz;
Was Du uns sangst, die ganze, reiche Habe
Blüht blumenvoll auf Deinem Grabe.


  Karl von Holtei . 1798 - 1880






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