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Karl von Holtei
Gedichte . 4. Auflage 1856



Mein Vaterland

(Gesungen beim Einweihungsfeste der neuen Börsenhalle in Königsberg, 23. Februar 1839 als ich aus Rußland zurückkehrte.)

Mel. Denkst du daran etc.


Der arme Sänger schaut im fremden Kreise
Nur bang' erstaunt, verlegen um sich her?
Mit schwachem Klang' bebt fragend seine Weise:
O daß ich heute doch willkommen wär'!?
Zwar manchmal schon ist mir ein Lied gelungen
Und singend knüpft' ich schon so manches Band; -
:,: Auch unbekannt, wo man ihn nur gesungen,
Da fühlt der Sänger sich im Vaterland. :,:

Vielleicht auch hier? D'rum darf ich's freudig wagen,
Ich klopfte schüchtern und Ihr rieft: Herein!
Des Lebens Jammer und des Herzens Klagen
Versenk' ich lächelnd jetzt in frischen Wein.
Und in den Freudenkranz, der Euch erglühet,
Den heit'rer Sinn dem heut'gen Feste wand,
:,: Schling' ich ein Blümchen - wenn es flüchtig blühet,
Da fühlt der Sänger sich im Vaterland. :,:

Seit zwanzig Jahren pilgr' ich hin und wieder,
Das Haar wird grau, die Welt bleibt frisch und grün;
So zieh' ich hin, im Schutze meiner Lieder,
Und darf ich singen, bin ich jung und kühn.
Aus mancher Brust will mir ein Echo tönen,
Für mich der Hoffnung immer junges Pfand,
:,: Das kann sogar mit Todesschmerz versöhnen,
Da fühlt der Sänger sich im Vaterland. :,:

Aus jenem riesengroßen Nachbarreiche
Führt mich der Weg - seht, an der Grenze schon
Lacht Preußens Adler, daß der Gram entweiche,
Mich siegreich an, im Busen klingt ein Ton:
Ein dunkles, halbverstandenes Bestreben;
Euch dank' ich's nun, daß ich ihm Worte fand,
:,: Hier macht sich's Luft: mein Preußen, du sollst leben,
Da fühlt der Sänger sich im Vaterland. :,:

Mein Preußenland! du Herd altmuth'ger Treue,
Der geist'gen Herrschaft und des Rechtes Herd,
Dich blick' ich an und fühle recht auf's Neue
Dem alten Glauben ganz mich zugekehrt.
Ich durfte deinen Friedrich einst besingen,
Mein einfach Lied ging durch das deutsche Land,
:,: Und darf ich heute "Friedrich Wilhelm" singen,
Da fühlt der Sänger sich im Vaterland. :,:

Es ist kein Wahn: wir sind ein Volk der Klarheit,
Ein Reich des Lichts, vom Niemen bis zum Rhein,
Wir dringen vor! Und dieser schönen Wahrheit
Muß selbst der Fremde seine Zunge leih'n.
Wir schreiten fort, es ist ein edles Streben,
Dem Scepter folgend in des Königs Hand!
:,: Mög' Er dem Land ein Vater lange leben,
Da fühlt der Sänger sich im Vaterland. :,:


  Karl von Holtei . 1798 - 1880






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