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Karl von Holtei
Gedichte
. 4. Auflage 1856
13.
Nach langer Trennung, schwerer Todeskrankheit
Führt uns die Liebe wieder da zusammen,
Wo sie zum ersten Male uns vereint.
Doch nicht der Sommer ist's mit seinen Blüten,
Der unser Wiedersehen lächelnd schmückt:
Der Winter hängt auf den beschneiten Bergen;
Wir aber hegen Frühling in der Brust.
Und nun gestalten sich die heit'ren Plane
Der Zukunft bald. - Noch einmal kurze Trennung
Und bald'ges Wiederseh'n - und dauerndes.
So zieht vom Glatzer Hochgebirg' die Braut
Im Februar herab nach Obernigk,
Und ihrer harrt der Bräutigam, das Dorf.
Gäste erscheinen,
Brechen sich Bahnen
Ueber den Schnee;
Freunde und Brüder,
Eltern, Verwandte,
Mädchen und Frauen
Zieren das Dorf.
Festlich Geschmückte
Kommen zusammen;
Dichter und Sänger,
Söhne der Musen
Dürfen nicht fehlen
Unter dem Blüten-Dach
Schneeiger Blumen,
Die uns der Winterfrost
Band in den Hochzeitkranz.
Also zieh'n die heit'ren Paare
Zu der Kirche, hell und klein,
Und am heiligen Altare
Segnet uns der Priester ein.
Der erprobte Freund, der treue,
Spricht sein Amen freundlich aus:
Das beglückte Paar, das neue,
Tritt dann in sein gastlich Haus.
Tritt mit allen Hochzeitgästen
In des Pastors gastlich Haus,
Ueber allen Erdenfesten
Steht fürwahr der Hochzeitschmaus.
O wie strahlt von jenem Tage
Mir der helle Glanz zurück!
Zaub'rin Erinn'rung, trage
Mich im Traum zu jenem Glück!
Karl
von Holtei . 1798 - 1880
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