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Karl von Holtei
Gedichte . 4. Auflage 1856



44.

Welcher Qual bist Du entgangen,
Welchem Schmerz bist Du entfloh'n!
Sahst mit bleichen kranken Wangen
Nicht den heißgeliebten Sohn;

Hörtest diese düst're Mahnung
Früh gebeugten Lebens nicht,
Hattest kaum die dumpfe Ahnung
Die aus Heinrichs Zügen spricht.

Küss' ich meinen kranken Knaben,
Denk' ich mit betrübtem Sinn:
Trägt er wohl die süßen Gaben
Der verstorb'nen Mutter hin?

Bist Du Engel, nun so schweb' er
Engelgleich entgegen Dir
Und mit leisem Hauche geb' er
Einst die geist'gen Küsse Dir;

Bist du Blume, nun so dring' er
In den Kelch als Morgen-Thau!
Bist du Wohllaut, so erkling' er
Echo in des Himmels Blau!

Bist du in dem All' vergangen,
Aufgelös't im ew'gen Reich,
Mag als Geist er an Dir hangen,
Dir an reinem Sinne gleich.

Und verkünden mag er kindlich
Meine Thränen, meinen Schmerz,
Meine Trauer, unergründlich,
Mein von Gram gequältes Herz.

Und empfangen werdet Beide
Mit dem Glanz der Ewigkeit
Ihr mich Aermsten, wenn ich scheide
Aus dem Raume, aus der Zeit!

Aber ist in ird'sche Dinge,
Sel'ge, Euch ein Blick gegönnt,
O Geliebte, so erringe
Ihm ein milder Testament!

Leuchte Deinem armen Sohne
Freundlich aus des Himmels Glanz!
Wandle seine Todtenkrone
Wiederum zum Lebenskranz.


  Karl von Holtei . 1798 - 1880






Gedicht: Welcher Qual bist Du entgangen

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