7.

Wie sich die Ros' erschließt dem Morgenthau,
Erschloß sich ihr Talent in duft'ger Fülle,
Als leiser Hauch der lyrisch-schönen Dichtung
Aus Sappho ihr entgegen kam. Melitta
Erblühte vor dem Blick der Königsstadt.
Und was die Meisterin, die milde Freundin,
An sie gewendet, liebend, lehrend, helfend,
Das kam zum Jubel der entzückten Menge,
Von eig'nem reinnatürlichem Gefühl
Getragen und gefördert an das Licht.
Melitta klang's, Melitta und Rogée -
Ja, neben einer Wolff ward sie genannt!
Und als nach tödtlich-schwerem Krankenlager
Gerettet sie durch Gräfe's Kunst, gerettet
Durch ihrer Hausgenossen treue Pflege,
Zum neuen Leben jung und frisch erstand,
Da hieß es in der Stadt: Habt Ihr's gehört,
Sie lebt uns noch, die liebliche Melitta?


  Karl von Holtei . 1798 - 1880

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