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Karl von Holtei
Gedichte
. 4. Auflage 1856
Zueignung
(zur ersten und zweiten Auflage
meiner Lieder)
den Freunden in Darmstadt.
(1833.)
Mel. Der Troubadour (Brulant d'amour etc.)
Ich bin Euch nah'! Und ob uns Länder trennen,
Ich bin bei Euch mit meines Geistes Blick;
Ich seh' Euch stets, ich möcht' Euch Alle nennen,
Mit Euch erleb' ich jegliches Geschick.
O laßt es mich beschwören:
Euch will ich angehören!
:,: Wo Lieb' empfing, was edle Liebe gab,
Da reicht ein Band der Seelen über's Grab.:,:
Was dank' ich Euch! - Ich kann's ja nie vergelten,
Ich habe nichts als meiner Lieder Klang,
Doch wär' ich reich, und herrscht' ich über Welten,
Vor jeder Pflicht käm' erst des Sängers Dank:
Wie schmücktet Ihr mein Leben!
Ihr habt mir viel gegeben!
:,: Wo Lieb' empfing, was edle Liebe gab,
Da reicht ein Band der Seelen über's Grab. :,:
Mir naht der Herbst, mein Frühling ist entflohen,
Auch meine Zither ward im Sturm verstimmt;
Nur selten tönt ein Lied noch von den frohen! -
Kein Gott ersetzet, was die Zeit uns nimmt.
Und bricht mein Herz, dann schwinge
Zu Euch sich's, wenn ich singe:
:,: Wo Lieb' empfing, was edle Liebe gab,
Da reicht ein Band der Seelen über's Grab. :,:
Ja, noch im Tode will ich Eurer denken!
Den tiefsten Gram habt Ihr zum Glück geweiht,
Und wenn sie mich in kühlen Boden senken,
Versinken nie darf meine Dankbarkeit;
Denn Maien-Glöckchen dringen
Alljährlich vor und klingen:
:,: Wo Lieb' empfing' was edle Liebe gab,
Da reicht ein Band der Seelen über's Grab. :,:
Karl
von Holtei . 1798 - 1880
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