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Karl von Holtei
Gedichte
. 4. Auflage 1856
Zum vierundzwanzigsten Januar
(1834.)
Mel. Auf, auf, ihr Brüder und seid stark u.
Und als schon trübe wurd' und matt
Des großen Königs Blick,
Sein Feueraug' im Brechen war,
Da wandt' Er es noch einmal klar
:,: Zu vor'ger Zeit zurück. :,:
Und zählte Schlachten, Sieg' und Ruhm,
Was Er für's Volk gethan,
Was für die Wahrheit und für's Recht,
Für Fürst und Bürger, Herr'n und Knecht,
:,: Auf langer Ehren-Bahn :,:
All' Seiner großen Thaten Schaar
Umgab Ihn rings im Kranz;
Zufrieden, stolz ihr Angesicht:
"Er schuf uns im Gefühl der Pflicht,
:,: Für Nachruhms ew'gen Glanz!" :,:
Doch in dem Kreise, der Ihm lacht,
War Eine nur zu schau'n,
Die unbemerkt und unbeschützt
Sich weinend auf die Fremden stützt,
:,: Die ärmste aller Frau'n. :,:
" "Was willst Du hier? Was klagst Du hier?
Man sah bei Ihm Dich nie!?""
"Ach, laßt mich doch hier unten steh'n,
Ich bin - laßt mich Ihn scheiden seh'n! -
:,: Die deutsche Poesie! :,:
Du kennst mich nicht, Du liebst mich nicht;
Vernimm der Klage Laut:
Für Dich mein Herz voll Liebe schlägt;
Du hast an Deiner Brust gehegt
:,: Aus Frankreich eine Braut! :,:
In Sehnsucht möcht' ich nun vergeh'n;
Fahr' wohl, mein Preußen-Held!
Fahr' wohl, Du ewig alter Fritz!
Mir sende Deiner Augen Blitz
:,: Aus einer andern Welt!" :,:
Ja, Er vernahm's dies Wort - und starb! -
Zu immer frischer Zier
Schlingt sie in ihre Lieder gern
Das Lob des Königlichen Herrn,
:,: Und so lebt Er in ihr. :,:
Karl
von Holtei . 1798 - 1880
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