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Gottfried Keller
Gesammelte Gedichte . 3. Auflage 1888



Auf die Motten

"Wo ist ein Volk, so frei von allen Plagen
Die andrer Völker traurig Erbteil sind,
Ein glücklicher nutznieß'risch Heldenkind,
Als unser Schweizervölklein zu erfragen?

"Und doch, wie fiebernd seine Pulse schlagen!
Für seiner Freiheit Ueberfülle blind,
Hascht übermütig es nach leerem Wind,
Wann enden seine undankbaren Klagen?"

So sprechen jene flink gelenken Motten,
Die so gemütlich in dem Rauchwerk nisten,
Dem warmen, köstlichen, und es zernagen.

"Nur eben Euch gilt es noch auszurotten
(So sprechen wir, die radikalen Christen),
Mit lindem Klopfen aus dem Pelz zu jagen!"


  Gottfried Keller . 1819 - 1890






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Auf die Motten, Gottfried Keller