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Gottfried Keller
Gesammelte
Gedichte . 3. Auflage 1888
Bergfrühling
Der Lenz ist da, die Lauine fällt,
Sie rollt mit Tosen und Sausen in's Tal;
Ich hab' mein Hüttlein daneben gestellt
Auf grünende Matten am sonnigen Strahl.
Und ob auch die Laue mein Hüttchen trifft
Und nieder es führt im donnernden Lauf -
So bald wieder trocken die Alpentrift,
Bau' ich mir singend ein neues auf.
Doch wenn in meines Landes Bann
Der Knechtschaft verheerende Löwin fällt,
Dann zünd' ich selber die Heimstatt an
Und ziehe hinaus in die weite Welt!
Hinaus in die Welt, in das finstre Reich,
Zu dienen im Dunkel dem fremden Mann,
Ein armer Gesell, der die Sterne bleich
Der Heimat nimmer vergessen kann!
Gottfried
Keller . 1819 - 1890
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