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Gottfried Keller
Gesammelte
Gedichte . 3. Auflage 1888
Morgen
So oft die Sonne aufersteht,
Erneuert sich mein Hoffen
Und bleibet, bis sie untergeht,
Wie eine Blume offen;
Dann schlummert es ermattet
Im dunklen Schatten ein,
Doch eilig wacht es wieder auf
Mit ihrem ersten Schein.
Das ist die Kraft, die nimmer stirbt
Und immer weiter streitet,
Das gute Blut, das nie verdirbt,
Geheimnißvoll verbreitet!
So lang' noch Morgenwinde
Voran der Sonne weh'n,
Wird nie der Freiheit Fechterschaar
In Nacht und Schlaf vergeh'n!
Gottfried
Keller . 1819 - 1890
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