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Gottfried Keller
Gesammelte
Gedichte . 3. Auflage 1888
Mit einer Reißkohle
Gefächelt von der Lüfte Schwingen,
Zeigt's deines Mundes hohe Rosenglut
Und knistert leis, wie deine Lippen singen,
Wenn ein geheimer Traum bewegt dein Blut.
Nun schweigt das Knistern, stirbt die Röte,
In tiefe Nacht versinkt der Fünklein Tanz;
Nun ist es tot und schwarz, was überböte
Die Schwärze, als dein Haar im Morgenglanz?
Noch warm nehm' ich die zarte Leiche
Und schreib' auf deines Flur's besonnten Stein
Ihr art'ges Leben, dem das deine gleiche,
So hoch erglühend und so schlicht und rein!
"Ich war ein Bäumlein auf den Rainen,
Mein Mark war weich und weiß, die Blättlein grün
Ich sah die Sonne feurig niederscheinen,
Dann brannt ich selber, selig im Verglüh'n!
"Was von mir blieb, zeigt noch die Triebe
Der Adern und der Jahresringe Lauf;
Schreib' froh mit mir, Poet, den Preis der Liebe
Und brauch mich ganz zu deinem Liede auf!"
Gottfried
Keller . 1819 - 1890
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