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Robert Eduard Prutz
Gedichte
. 3. Auflage 1847
Drei Sonnette
1834.
1.
Es ist mir oft, als müßt' ich dir was sagen
Von meines Lebens wild verworrnem Gang,
Wie ich umsonst mit Meer und Klippe rang,
Und wie der Sturm die Blüthen mir zerschlagen;
Als müßt' ich dir den Gram der Seele klagen,
Und losgekettet von dem alten Zwang,
Hinschmelzend ganz in Hoffnung und Gesang,
An deiner Brust ein neues Leben wagen!
Doch seh' ich dann dies Lächeln auf den Wangen,
Die junge Lust in deines Lebens Maien,
Die zarte Unschuld, die dein Herz bewacht:
Ach! dann ergreift mich plötzliches Erbangen,
Als müßt' ich nur den Frieden dir entweihen:
Denn nimmer eint sich Sonnenglanz und Nacht.
2.
Fremd waren mir der Liebe bange Leiden,
Fremd war mir ach! der Liebe Seligkeit;
Eh' ich dich sah, kannt' ich nicht Lust noch Leid,
Seit ich dich sah, bin ich bekannt mit Beiden.
An deinem Anblick will mein Herz sich weiden:
Du kehrst dich ab - Nacht wird's und Dunkelheit;
Du kehrst dich zu - da wird das Herz mir weit,
Und selbst der Himmel, dünkt mich, muß mich neiden.
Wie kann's dich freuen, also mich zu plagen?
Durchbohrst mein Herz, legst den Verband mir auf,
Und reißt ihn ab, die Wunde neu zu schlagen!
Erbarme dich, mein Schicksal zu entscheiden!
Nicht murren will ich, hab' es seinen Lauf:
Nur ungetheilt gieb Freuden oder Leiden!
3.
Du sprichst so gern von deiner Kindheit Tagen,
Von fernen Zeiten, von entlegnem Land,
Eh' dich mein Auge, dich mein Herz gekannt -
Ich hör' es stumm mit innerlichem Zagen.
Was war ich damals? Herz, ich kann's nicht sagen!
Was wär' ich jetzt, aus deinem Blick verbannt?
Ein kranker Baum in winterlichem Land,
Der Blätter nie, noch Früchte würde tragen.
Laß einen Schleier jene Zeit bedecken!
Sei stumm sogar und sieh mich einzig an,
Und laß von Blicken schwelgerisch mich zehren.
Denn hör' ich dich, fühl' ich mein Herz erschrecken,
Als ob ein Tag noch einmal kommen kann,
Wo wir, wie ehmals, wieder fremd uns wären.
Robert
Eduard Prutz . 1816 - 1872
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