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Robert Eduard Prutz
Gedichte . 3. Auflage 1847



Nachtstille

In stiller Nacht, die Sterne gingen
    Am Himmel hoch in ernster Pracht,
Ein Säuseln hört' ich und ein Klingen
    Wohl durch die stille Mitternacht.
Doch war es nicht der Blätter Rauschen,
    Es war nicht Nachtigallensang:
Aus tiefster Seele mußt' ich lauschen
    Dem nie gehörten, süßen Klang.

Und o mir war's, als käm' geflogen
    Ein Flötenton aus Fels und Stein,
Als sängen aus des Baches Wogen
    Sirenen ihren Zauberreihn;
Als lullten leise, schlummertrunken,
    In süßen Traum sich Feld und Wald,
Wie halb in Schlummer schon gesunken
    Ein Kindlein noch Gebete lallt;

Als ob in seinem Silbernachen
    Der Mond ein Schifferlied sich sang,
Als ob geheim in tausend Sprachen
    Der Sterne nächtlich Plaudern klang;
Als stiege schon vom Himmel nieder
    Der Träume leichtbeschwingter Chor,
Und sänge Märchen, sänge Lieder
    Dem Schlummernden in's wache Ohr! -

Das, o Natur, ist deine Weise,
    Es ist dein nächtlich Feierlied;
Das hell wie Orgelklang, und leise
    Wie ein Gebet, das All durchzieht.
Und wo dich Sterbliche vernehmen,
    Da machst du schnell die Herzen weit:
Zu linder Wehmuth wird ihr Grämen,
    Zu stiller Hoffnung wird das Leid.

So tönet fort, ihr süßen Lieder,
    Ihr Engelsstimmen hell und rein!
Strömt leise wie ein Balsam nieder
    In jedes wunde Herz hinein!
Und wo getrennt von seiner Schönen
    Ein Jüngling unter Thränen wacht,
Da sagt ihm mit der Liebsten Tönen
    Ein herzig süßes: Gute Nacht:


  Robert Eduard Prutz . 1816 - 1872






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