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Gedichte, Lyrik, Poesie

Die Sonette an Orpheus
162 Bücher



Rainer Maria Rilke
Die Sonette an Orpheus . 1. Auflage 1923



IX

Rühmt euch, ihr Richtenden, nicht der entbehrlichen Folter
und daß das Eisen nicht länger an Hälsen sperrt.
Keins ist gesteigert, kein Herz -, weil ein gewollter
Krampf der Milde euch zarter verzerrt.

Was es durch Zeiten bekam, das schenkt das Schafott
wieder zurück, wie Kinder ihr Spielzeug vom vorig
alten Geburtstag. Ins reine, ins hohe, ins thorig
offene Herz träte er anders, der Gott

wirklicher Milde. Er käme gewaltig und griffe
strahlender um sich, wie Göttliche sind.
Mehr als ein Wind für die großen gesicherten Schiffe.

Weniger nicht, als die heimliche leise Gewahrung,
die uns im Innern schweigend gewinnt
wie ein still spielendes Kind aus unendlicher Paarung.


  Rainer Maria Rilke . 1875 - 1926






Gedicht: Rühmt euch, ihr Richtenden, nicht der entbehrlichen Folter

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Rühmt euch, ihr Richtenden, nicht der entbehrlichen Folter, Rainer Maria Rilke