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Leo Sternberg
Im
Weltgesang . 1. Auflage 1916
Dem Unsichtbaren
Du bist es, Unsichtbarer, der aus den Kratern flammt
und Maienhauch über knospende Wipfel atmet.
Die Wolke ist Wolke geblieben trotz allen Wandels;
und als Meer erhalten hat sich das Meer, in dem du wogst.
Denn du, Substanz von allen Dingen, brauchst nicht von Körper zu Körper die Stufenleiter höhrer Vollendungen zu gehn,
und gebietest dem Menschen nicht, der deine Vollendung ist wie das pulsende Zellgrün schwimmender Algenbänder,
sich zu wandeln von Entwicklung zu Entwicklung - über das Maß, das alles Erschaffene demanten in sich trägt.
So wenig wie ich mehr bin als die graue Wolke,
wird der Nachfahre mich übertreffen an Göttlichkeit;
wie sollte ich umgeartet durch die Kette alles Samens näher gelangen zu dir,
der nicht ferner war dem ersten Menschen wie du dem letzten bist!
Ich brauche nur zu horchen, wie ein Herz in mir Blutwellen pumpt;
zu ermessen, daß Weltsysteme und Wölbungen sich in das winzige Pünktchen meines Auges drängen,
nur abzutun von mir des Oberflächenwissens stolzierenden Eintagsprunk -
siehe, so strahlst du hindurch,
krystallen durchflossen bin ich,
in dein unendliches Leuchten übergegangen!
Leo
Sternberg . 1876 - 1937
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