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Gedichte, Lyrik, Poesie

Im Weltgesang
162 Bücher



Leo Sternberg
Im Weltgesang . 1. Auflage 1916



Die Quelle

Bergstürze donnern herab; der Sandregen fällt und fällt;
und die Goldsaat des kosmischen Staubes .. Welt verschüttet Welt.
Wo fließen die Wasser des Lebens? Es rollten die Steinlawinen,
Meteore zerplatzten, die Schlacken der Krater flogen. Ruinenfall über Ruinen.
Wir sind zu Leben verflucht, das unfruchtbar
in Schutt und Steine kehrt, was Blut und Mark und Glut des Hirnes war;
und müssen jede Nacht erneut den Felsen,
der uns versiegelt, von der Quelle wälzen ...
Vernimmst du abends auch die Quelle noch, die rinnt?
Die erloschen, die nicht wissen, daß sie erloschen sind.
O Nächte, wo wir die Brust mit Sturmesatem bäumen,
den Fels zersprengend, geweitet von ewigen Träumen ...
Von neuem immer wälzt der Tag den Stein heran, er wird zum Berge;
wir stehen an rasselnden Häfen, in schreienden Volksmengen, Schornsteinwäldern - und alles sind Särge
des tieferen Seins ... Doch wuchs auch unsre Kraft;
wir atmen auf: der Quell ist freigeschafft
und glänzt in die Mondnacht ... Mit titanischem Überschäumen
verkünden wir's den Sonnenräumen:
Wälzt uns nieder mit Atlas und Ätna, nieder mit Alpenriesen!
Willkommne Diener, die uns nur den Quell verschließen
vorm Schutt des Tages ... Jede Nacht
aufspringt der Felsendeckel, und das Sein erwacht,
bis ihn die Paradieseswächter heben.
Dann funkelt die Quelle, wie sie dem Kinde gegeben,
und fließt zurück in die Wasser der Ewigkeit.


  Leo Sternberg . 1876 - 1937






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