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Leo Sternberg
Im
Weltgesang . 1. Auflage 1916
Frühe Gedichte
Das sah mich an mit dunklen Träumeraugen
und sprach, wie eine dunkle Saite dröhnt
und zitterte, wie Glocken nach dem Läuten
summend den Ton anhalten und verschweben...
Das wandelte mit der Musik der Formen,
die sich in hoher Götterruhe tragen,
umschrieb ein Leben in dem Spiel der Linie,
in der ein Samenflaum sich löst und landet;
das ließ die Perlen seiner Quellen steigen
und ruhte, und die Perlen stiegen wieder
und setzten aus und quellten, setzten aus
und quellten...
Da war ich noch ein Lied und lauter Seele,
noch nicht gelöst vom Strang der ewigen Gründe,
der weiße Lilien auf die Wellen hebt.
Da schwamm ich noch als eine jener Blüten,
die abends untern Spiegel untertauchen
und morgens wieder auf der Welle ruhn.
Nun bin ich wie ein abgestoßner Stern
aus jenem Lied der Welten ausgeschaltet
und eigenem Gesetze preisgegeben,
das da heißt: Sterblichkeit. Wo redet noch
der Urquell unsres Seins!
Leo
Sternberg . 1876 - 1937
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