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Leo Sternberg
Im
Weltgesang . 1. Auflage 1916
Zeugung
Wie oft habt ihr den einsamen Hall meines tönernen Schrittes vernommen, ihr blauen Basaltstraßen ...
Wie oft hast du, nebeldurchdringende Sonne, meinen Schatten geworfen auf die taugrauen Kräuterwiesen...
Wie oft, entgegenwehender Wind, habe ich dein Luftreich wie ein straffes Segel durchsteuert!...
Durch das Glasmärchen des rauhreifweißen Waldes zogen sich meine Fußtapfen...
Das Amphitheater rötlicher Tonfelder und die Terrassen halbabgetragener Berge waren stufig besetzt von den Geistern meiner Träume ...
In allen Teichen zitterte mein Bild
- soll alles mit mir verschwinden?
Bist du, mein Odem, der in der Winternacht zu den eisklaren Sternen rauchte,
vergänglicher, als Riesenbauten - die Menschenkäfige im All -, die Schätze der Könige und die blutigen Werke der Helden?
Noch immer kann ich den Gedanken nicht fassen,
daß ich hindurchstreifen soll und Dunkelheit zurücklassen,
wie die Sonne nach dem Untergang.
Nein, unsichtbare Wurzeln fühl ich aus Fingerspitzen und Füßen in die Erde sich senken;
mich zu Traumbildern werden, die ich im Gehen verliere,
wie der Ozean Wolken in die Lüfte abstößt;
und wer gelebt hat, hat für immer gelebt.
Alles vereint sich zur Zeugung mit ihm, der sich ins Weltall spendete,
und Kinder seines Bluts, von denen er nichts weiß, erfüllen die Länder, über die er gewandelt...
Urvater ist er einer ewigen Kette von Vätern.
Leo
Sternberg . 1876 - 1937
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