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Gedichte, Lyrik, Poesie

Leyer, Wanderstab und Sterne
162 Bücher



Leo Sternberg
Leyer, Wanderstab und Sterne . 1. Auflage 1900



Aus der Chronik

Eintausend dreihundert neunzig und 'was,
Da hat sich ein Wunder begeben,
Dergleichen keiner wohl sah, noch las,
Noch je wird wieder erleben.

Das Weib, das hatt' den Teufel los,
Von Gift und Gall' sie gährte,
"Du trägst ein Kind in Deinem Schoß",
Der Mann ihr stotternd erklärte.

"Ein Kind von Dir, Dir Erzhallunk'?
'Ne Kröte werd' ich tragen",
Und, wer sie frug "Vor mir 'ne Unk'",
Dem konnt' vergeh'n das Fragen.

Jesus, Maria, Josef! Lauft!
Sie gebar eine Vogelscheuche.
Der Mann hat die Haare sich ausgerauft,
Die Schelme sich hielten die Bäuche.

Es stieß ein Unkenwürggeräusch
Hervor so dumpf und blöde
Das Kind, aus ihrem Blut und Fleisch,
Zur Hälfte Mensch, halb Kröte.

Ein Tier mit rauher Schwielenkrust;
Sie hat es selbst gesäuget,
Es biß ihr schnappend in die Brust,
Vergiftend, die's erzeuget.

Eintausend dreihundert neunzig und 'was,
Da ist das Mirakel gewesen,
Und wer noch glaubt, ich spräch' im Spaß,
Der mag's in der Chronika lesen.


  Leo Sternberg . 1876 - 1937






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