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Gedichte, Lyrik, Poesie

Leyer, Wanderstab und Sterne
162 Bücher



Leo Sternberg
Leyer, Wanderstab und Sterne . 1. Auflage 1900



Ausgleich

Ein Achselzucken hab ich für die Welt.
Ich lieb sie nicht, doch kann ich sie verstehen,
Und ohne Fluch - wer flucht, wo er begreift? -
Steig' ich hinauf auf meine Bergeskuppen.
Dort ruh' ich aus. Ob Kleinem schläft die Höh',
Und schlafen kann ich wieder, so fern ist
Der Schmerz um die geliebte, täuschungsarge,
Mitleidbeweinte - überwundne Welt.

Dem Himmel näher sie zu rücken, band
Ich meines Flügelschuhes Schwungkraft einst
Ihr an die Ferse; doch das angesetzte,
Mit ihrem Fleische nicht verwachsne Glied
Erhob sie nicht. Ich ließ sie fallen, so
Von ihr verkannt, daß - statt ich sie - sie mich
Bedauerte.
            Und anders noch versucht' ich's.
Auf ebne Erd' verlegt' ich meine Zwecke,
Mir wählend einen Ort, um Hand in Hand
Zu wirken mit der Welt. - Veruntreut ward des
Arglosen Eifers Einsatz mir, mein Teil
Mir ausgezahlt in falschen Werten. Triebsand,
Gab nach der Felsgrund unter meinen Füßen;
Es ließ mich fall'n die Welt. Betrogne sind
Dem Trug gefährlich; so verfluchte sie mich
Anstatt ich sie.
            Von meinen Bergen könnt' ich
Den Kranz abheben mit Cyclopenhand,
Ein Rad ihn roll'n zermalmend auf die Welt
Und sie begraben.
            Fern sei mir's! Ich bin
Der Welt entwachsen; nichts zerstört ein Gott.
Der Mensch nur kennet schlecht und gut und wütet,
Ein Gott schafft jeder Kraft die Gegenkraft,
Doch er zerstört nicht. - - -

Gen eine ekle Welt schaff' ich mir schönre Träume.


  Leo Sternberg . 1876 - 1937






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