Austausch

Der Traumgott überschaute
Das Land aus Mondenhöh'n,
Noch fand er, weitgeschieden,
Wach zwei in die Sterne seh'n.

Langsam ließ er sinken
Auf sie den Schleier der Ruh,
Die Körper schliefen - er führte
Die Seelen einander zu.

Das gab ein heiß Umschlingen
Der Geister voll Sehnsuchtsgewalt
Der Gott stand mitergriffen,
Nicht mächtig zu zeitigem "Halt".

Und wie zurück den Körpern
Die Seelen er führen mußt',
Hat er sie still vertauschet,
Und keiner ward es bewußt. -

So wandeln hin die Menschen
Und tragen Lieb im Leib,
Aufgehend im andern; im Weibe
Der Mann, im Mann das Weib.


  Leo Sternberg . 1876 - 1937

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