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Johann Wolfgang von Goethe
Gedichte
. 1825
II.
Ehret, wen ihr wollt! Nun bin ich endlich geborgen!
Schöne Damen und ihr Herren der feineren Welt,
Fraget nach Oheim und Vetter und alten Muhmen und Tanten;
Und dem gebund'nen Gespräch folge das traurige Spiel.
Auch ihr Uebrigen fahret mir wohl, in großen und kleinen
Zirkeln, die ihr mich oft nah' der Verzweiflung gebracht.
Wiederholet, politisch und zwecklos, jegliche Meinung,
Die den Wand'rer mit Wuth über Europa verfolgt.
So verfolgte das Liedchen Malbrough den reisenden Britten
Einst von Paris nach Livorn, dann von Livorno nach Rom,
Weiter nach Napel hinunter; und wär' er nach Smyrna gesegelt,
Malbrough! empfing ihn auch dort! Malbrough! im Hafen das Lied.
Und so mußt' ich bis jetzt auf allen Tritten und Schritten
Schelten hören das Volk, schelten der Könige Rath.
Nun entdeckt ihr mich nicht so leicht in meinem Asyle,
Das mir Amor der Fürst, königlich schützend, verlieh.
Hier bedecket er mich mit seinem Fittig; die Liebste
Fürchtet, Römisch gesinnt, wüthende Gallier nicht;
Sie erkundigt sich nie nach neuer Mähre, sie spähet
Sorglich den Wünschen des Mann's, dem sie sich eignete, nach.
Sie ergetzt sich an ihm, dem freien, rüstigen Fremden,
Der von Bergen und Schnee, hölzernen Häusern erzählt;
Theilt die Flammen, die sie in seinem Busen entzündet,
Freut sich, daß er das Gold nicht wie der Römer bedenkt.
Besser ist ihr Tisch nun bestellt; es fehlet an Kleidern,
Fehlet am Wagen ihr nicht, der nach der Oper sie bringt.
Mutter und Tochter erfreun sich ihres nordischen Gastes,
Und der Barbare beherrscht Römischen Busen und Leib.
Johann
Wolfgang von Goethe . 1749 - 1832
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